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p.p.studio Tipp des Monats
Willkommen im p.p.studio,
AgoGique
»Agogik ist die leichte Veränderung
des Rhythmus in der Interpretation
eines Musikstückes im Gegensatz
zu einer lediglich exakten und
mechanischen Ausführung« – dieses
Ausdrucksmittel lebendiger musika-
lischer Gestaltung hat sich das neue
französische Label AgoGique zum
Namenspatron erwählt.Allessandra
Galleron, Tonmeisterin undkünstler-
ische Leiterin von AgoGique, hat die
Alte Musik in den Fokus der neuen
Firma gestellt und räumt der Ge-
meinschaft mit Künstlern, die eine
eigene Programmvorstellung ver-
wirklichen wollen, die Priorität vor Projekten ein, die auf Marketing-
sitzungen in »Brainstormings« entwickelt worden sind. Dabei zählt
in erster Linie die künstlerische Kreativität – egal ob es sich um
arrivierte Künstler handelt, die bereits eine beeindruckende
Diskografie aufzuweisen haben, oder um junge Musiker mit einer
neuen und faszinierenden künstlerischen Vision.Die ersten drei
Veröffentlichungen von AgoGique illustrieren perfektdiese Zielsetzung.
Der französische Barockcellist Bruno Cocset gründete 1996 sein eigenes Ensemble »Les Basses Réunies«, mit dem er hier die frühe Geschichte des Violoncellos erkundet,das erst im Laufe des 17. Jahrhunderts seinen Platz als Soloinstrument erobern konnte. Die beiden anderen CDs sind Johann Sebastian Bach und seinem jüngsten Sohn Johann Christian gewidmet.Violaine Cochard, französische Cembalistin und Schülerin von Kenneth Gilbert und Christophe Rousset, illustriertmit einem Spaziergang durch das Cembalowerk von Vater Bach die fantastische Seite des großen Orgel-virtuosen, der auch auf dem Cembalo seinesgleichen suchte. Auf der CD des Ensembles Amarillis ist Johann Christian, der »Londoner« Bach, mit ebenso geistvoller wie charmanter Kammermusik kennenzulernen, die verständlich macht, dass Mozart als kindliches Genie sich während seines Aufenthalts in England augenblicklich mit diesem Bachsohn anfreundete.
(Harmonia Mundi Germany)
Musik von Domenico Gabrielli (1651-1690),
Giuseppe Jacchini (1667-1727), Giovanni Battista Vitali (1632-1692)
u. Giovanni Battista Degli Anroni (1636 - nach 1696)
Bruno Cocset (Violoncello), Ensemble Les Basses Réunies
*** CD mit 136-seitigem Buch,das über die Ursprünge des
Cellos und dessen frühem Repertoire Auskunft gibt.
Ab 20.1.2012 bei uns erhältlich
unser Preis ausverkauft (deLuxe Verpackung)
Geburt und Entwicklung des Violoncello
Um die Mitte des 17. Jahrhunderts emanzipiert sich in Norditalien das Violoncello zum Soloinstrument. Der französische Cellist Bruno Cocset hat sich Celli aus
dieser Zeit nachbauen lassen. Mit seinem Ensemble Les Basses Réunies dokumentiert er das Schaffen der norditalienischen Violoncello-Schule - und sucht nach "Natur und Grundessenz des
Cellos".
In der heutigen Sendung steht virtuose Musik ausschließlich für das Violoncello im Mittelpunkt. Der französische Cellist Bruno Cocset hat zusammen mit seinem Ensemble Les Basses Réunies und
dem Instrumentenbauer Charles Riché ein Programm zusammenstellt, das die Entstehung der solistischen, italienischen Musik für Cello dokumentieren soll. Und so heißt der Titel der CD auch: "La
Nascita del Violoncello", die Geburt des Violoncello, mit dem Schwerpunkt auf den Werken von Domenico Gabrielli. Erschienen ist die Aufnahme als Nummer Eins des neuen französischen Labels
agOgique' das junge innovative Künstler wie auch bereits renommierte Musiker in seinem Katalog Seite an Seite stellen will.
Mit einer Passagallia von Giovanni Battista Vitali beginnt und endet das Programm dieser CD, das deutlich macht, dass es hier nicht darum geht, spektakuläre Virtuosität darzustellen, sondern
eher so etwas wie den Lebenskreislauf eines Instrumentes aufzuzeigen, das sich nach und nach aus der reinen Begleitung heraus emanzipiert hat. Das ist auch kein esoterischer sondern ein ganz
geerdeter Ansatz, der durch die großartigen Photos von Charles Riché die Idee der Geburt des Violoncellos noch unterstreicht. Gesucht wird, so Cocset, "nach einer 'organischen' Verbindung
zwischen Musik, Instrument und Musiker".
Insgesamt sieben ganz unterschiedliche Celli hat sich Bruno Cocset von Riché im Ablauf von zehn Jahren nach historischen Vorbildern bauen lassen, und auch deren Entstehung ist von den ersten
Sägespänen bis hin zur kunstfertig gedrechselten Rosette liebevoll dokumentiert. Als Vorbilder dienten berühmte Instrumente von Gasparo da Salò oder Amati, aber auch Tenor- oder Bass-Formen,
wie sie auf Gemälden der Zeit abgebildet wurden. Zu Beginn hörten Sie ja schon ein Stück von Giovanni Battista Vitali, der als Schüler von Maurizio Cazzati die Anfänge der berühmten
Bologneser 'Celloschule' markiert, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Bestand hatte. So wie die übrigen drei Komponisten, die auf dieser CD vorgestellt werden, war auch Vitali Mitglied der
renommierten Accademia Filarmonica in Bologna, später stand er dann im Dienste des Herzogs Francesco Secondo von Este in Modena. Vitalis Stücke in diesem Programm wurden 'per violone'
geschrieben, womit aber wohl 'Basse de Violon' gemeint war.
Der wichtigste Vertreter des solistischen italienischen Violoncello-Spiels war Domenico Gabrielli. Er schrieb die ersten Solo-Stücke und war selbst ein weithin berühmter Virtuose, so dass er
auch 'il Minghino dal Violoncello' genannt wurde, Minghino ist im Dialekt seiner Heimatstadt Modena die Verkleinerungsform für Domenico. Grabriellis 'Ricercari per violoncello solo' haben
entweder eine auf der Improvisation beruhende Form oder sie sind konzipiert nach verschiedenen Variationsformen. Es gibt aber auch schon kleine Sonaten mit den Sätzen einer französischen
Suite, die zugleich als Vorläufer der italienischen Kirchensonaten gelten.
Bruno Cocset spielt hier ein sehr hohes Instrument, ein 'alto a la bastarda', gefertigt nach einem Stilleben von Bartolomeo Bettera, auf dem Cembalo wird er begleitet von Bertrand
Cuiller.
Domenico Gabrielli war ein Schüler von Giovanni Battista Vitali, Petronio Franceschini und Giovanni Legrenzi, wirkte zunächst als erster Cellist an der Basilika San Petronio, und war dann
später der Principe der Accademia Filarmonica, das waren die beiden berühmtesten musikalischen Einrichtungen in Bologna. Zum Ende seines Lebens war er noch bis 1690 drei Jahre am Hof der Este
in Modena tätig. Er hat ein umfangreiches Werk hinterlassen, das allein zehn Opern und vier Oratorien enthält.
Bruno Cocset spielt noch eines seiner 'Ricercari per violoncello solo', diesmal auf einem fünfsaitigen Tenor-Cello 'a la bastarda' nach einem Modell von Amati.
Bruno Cocset, Jahrgang 1963 und unter anderem Schüler von Anner Bijlsma und Jaap Schröder, gehört zu den renommiertesten französischen Cellisten mit einer Vielzahl an Veröffentlichungen. Er
hat mit einer ganzen Reihe der Star-Musiker und -Dirigenten der Alten Musikszene zusammengearbeitet, von William Christie, Marc Minkowski, Christina Pluhar, Frans Brüggen, Gustav Leonhardt
bis zu Philippe Herreweghe. Er selbst unterrichtete in Paris und Barcelona und hat seit 2005 eine Professur für Barockcello am Konservatorium in Genf inne.
Diese Produktion mit Werken aus einer Zeit, als sich das Violoncello zu einem solistischen Instrument entwickelte und die Viola da gamba immer mehr in den Hintergrund drängte, hat geradezu
den Charakter eines Lebenswerkes. Es ist das ästhetisch hochwertige Produkt einer jahrelangen engen Zusammenarbeit mit dem bekannten Instrumentenbauer Charles Riché, der ihm für dieses
Projekt noch weitere Celli gebaut hat und die schönen Photos zur Entstehungsgeschichte beigetragen hat.
Die Aufnahme entstand in den Sommern 2008 und 2009 im Schweizer Pampigny und soll eine "Zeitreise" sein, "um die Musik dieser vier Komponisten und Musiker zu entdecken, und damit der Natur
oder sogar der Grundessenz des Cellos näher zu kommen, das Unbekannte zu wagen und mit neuen Ohren diese 'alte' Musik zu hören." Ob Cocset dann diese Stücke von Gabrielli, Vitali, Degli
Antoni und Jacchino genau so spielt, wie es in der norditalienischen Violoncello-Schule damals üblich war, das würden die stolzen Italiener natürlich verneinen, aber das weiß natürlich
niemand wirklich. Es ist eine bemerkenswerte und bewundernswerte Aufnahme in voluminösem Sound geworden, bei der es Vieles zu entdecken gibt, eine Vorstellung vielfältiger Klangfarben und
Stimmungen, wobei solch eine Anthologie wegen ihrer Monothematik immer eine etwas zwiespältige Geschichte ist. Cocset hat auch schon allein aus dem Grund ganz verschiedene Celli und
Besetzungen verwendet, damit auch nicht einmal nur die Idee von Langeweile aufkommen könnte und um die verschiedenartige Herkunft des 1650 erstmals als "Violoncello" benannten Instrumentes
musikalisch zu erläutern.
Eine Entdeckung in diesem Programm sind auch die Sonaten von Giuseppe Maria Jacchini, der ein Schüler von Domenico Gabrielli und Giacomo Antonio Perti und Cellist an der Basilika San Petronio
in Bologna war und auch dem renommierten Ensemble der 'Accademia Filarmonica' angehörte. Sein Spitzname war 'Gioseffo del Violonzino'. Bruno Cocset beschreibt Jacchinis 'affetto' als
Vorläufer des 'bel canto'. Der cantable, lyrische aber auch virtuose Stil führt das Cello über die Schwelle ins 18. Jahrhundert. Hören Sie hier zum Abschluss eine der 12 'Sonate per camera a
violini e violoncello' op.3 von 1697.