Stimmenwunder!

Vocal-Range-B2---C7


Yma Sumac

(* 10. September 1922 in Ichocán, Peru; † 1. November 2008 in Silver Lake, Los Angeles, Kalifornien; Quechua Ima sumaq: „Wie schön“; auch Imma Sumack oder Ima Sumack; eigentlicher Name Zoila Augusta Emperatriz Chavarri del Castillo) war eine peruanische Sängerin.

STIMM-UMFANG

Über neun Oktaven

Männer und Frauenstimmen werden wenn es nach den Plänen des Musikpädagogen Alfred Wolfsohn geht - künftig nicht mehr voneinander zu unterscheiden sein. Der aus Deutschland stammende sechzigjährige Londoner Gesanglehrer behauptet seit zwei Jahren, die gleichsam geschlechtslose Ur-Stimme des Menschen wiederentdeckt zu haben. Wolfsohns "Stimme der Zukunft" umfaßt drei- bis fünfmal mehr Töne als die Normalstimme.

Die menschliche Stimme reicht in der Regel über zwei Oktaven, das sind 24 (Halb-)Töne. Ein Tonumfang von zweieinhalb Oktaven ist schon eine Ausnahme, die Drei-Oktaven-Stimme von Maria Meneghini-Callas gilt als Phänomen (SPIEGEL 7/1957), und die Vier-Oktaven-Leistung der "peruanischen Nachtigall" Yma Sumac (SPIEGEL 5/1952) ragt in die Kategorie des Kuriosen und Abnormen hinein.

Immerhin kennt die Musikgeschichte noch andere Vier-Oktaven-Soprane. Der vierzehnjährige Mozart berichtete 1770 von seiner ersten Italienreise voller Erstaunen nach Hause, er habe in Parma die gefeierte Primadonna Lucrezia Agujari gehört, die wegen ihrer Häßlichkeit "La Bastardella" genannt wurde. Die Stimme dieser Sängerin, so schrieb Mozart, reiche vom eingestrichenen d* bis zum viergestrichenen c, und die Primadonna habe auf dem dreigestrichenen f sogar noch getrillert. Erst die Koloratur-Sopranistin der Pariser Oper, Mado Robin, schaffte in unseren Tagen wieder diese Höhe und sogar noch einen Ton mehr.

Wolfsohns Meisterschülerin, die 24jährige Engländerin Jenny Johnson, stockt auf diesen Spitzenton noch einmal eine volle Oktave auf. Dabei ist das Erstaunlichste nicht einmal so sehr diese Höhe, sondern der beispiellose Gesamtumfang der Stimme, die auch nach der Tiefe hin alle gewohnten Grenzen überschreitet. Die Johnson singt auf einer amerikanischen Schallplatte, von ihrem Lehrer Alfred Wolfsohn begleitet, aus Mozarts Oper "Die Zauberflöte" Ausschnitte aus der für eine Sopranstimme vorgesehenen Koloraturarie der Königin der Nacht, aus der Tenorpartie des Tamino und aus den Baß-Arien des Sarastro.

Diese von Wolfsohn ausgebildete Frauenstimme, die auch die extremsten, sonst dem Mann vorbehaltenen Stimmlagen umfaßt, erstreckt sich über acht bis neun Oktaven. (Die Tastatur des Klaviers reicht über etwas mehr als sieben Oktaven.) Die Stimme eines männlichen Objekts seiner stimmbildnerischen Bemühungen will Wolfsohn sogar bis auf elf Oktaven Umfang erweitert haben. Bei einer musikalischen Demonstration der Wolfsohn-Schüler in London erklärte der seit seinem Abfall vom Kommunismus eher skeptische Schriftsteller Arthur Koestler ("Sonnenfinsternis") spontan: "Das ist schwarze Magie."

Wolfsohn hält seine Ergebnisse aber nur für eine Rückkehr zur stimmlichen Urnatur; nach seiner Ansicht hat sich die ursprünglich etwa neun Oktaven umfassende menschliche Stimme durch Vernachlässigung zu einer Schrumpfstimme von lächerlich geringem Umfang zurückentwickelt. Wolfsohn bezeichnet die Unterscheidung zwischen männlichen und weiblichen, zwischen kindlichen und erwachsenen Stimmen als naturwidrig und behauptet, jeder Mensch trage eine stimmliche Riesenkapazität von fünf bis sieben Oktaven Umfang im Kehlkopf, nur eben in verkümmertem und gefesseltem Zustand.

Den Kehlkopf hält der deutsch-englische Maestro freilich für einen relativ unwichtigen Faktor bei der Entfaltung dieser Ur-Stimme. Wolfsohn richtet sein Augenmerk vielmehr auf psychologische Motive, welche den Umfang und die Färbung der Stimme seiner Ansicht nach steuern: auf die Angstgefühle vor exponierten Tönen.

Sein Geheimnis, so gibt er vor, beruhe auf dem Vermögen, seinen Schülern diese Angst vor hohen und tiefen Tönen sowie andere, im Unterbewußtsein hemmende Faktoren wegzutrainieren. Der Gesangsunterricht bei Alfred Wolfsohn ähnelt daher weniger einem musikalischen Kurs als einer psychoanalytischen Behandlung, bei der Entspannungsübungen und "autogenes Training" sonstiger Art die Hauptrollen spielen.

Nun ist Wolfsohns Auffassung, die Stimme reflektiere Seelenregungen und psychische Störungen in Timbre, Umfang und allgemeinem Ausdruck, durch Beobachtung leicht zu stützen. Nicht zufällig beruft sich Wolfsohn auf Sigmund Freud, den Vater der Psychoanalyse, und dessen ehemaligen Mitarbeiter Carl Gustav Jung, den Verfechter einer auf "Aktualisierung des Unbewußten" gegründeten Tiefenpsychologie.

Kurios ist dagegen, daß Wolfsohn seine Theorie und seine Praxis offenbar selber einem Komplex verdankt. Im ersten Weltkrieg, den Wolfsohn auf deutscher Seite mitgemacht hat, sei ein Kamerad an seiner Seite durch einen Bauchschuß verwundet worden, so berichtet der Stimmbildner. Der unmenschliche Schrei des Getroffenen sei ihm lange nicht aus dem Ohr gegangen, bis sich Wolfsohn durch seine eigene Psychotherapie davon befreit habe: indem er sich einredete, jene "negative" Stimme sei eigentlich eine "positive" Stimme.

An einen künstlerischen Nutzen der von Wolfsohn enorm ausgeweiteten Stimmen seiner Schüler wollen vor allem die Musiker freilich nicht recht glauben. Da es Kompositionen für Neun-Oktaven-Stimmen noch nicht gibt, muß sich Wolfsohn bei seinen Demonstrationen auf Muster ohne musikalischen Wert beschränken.

So läßt er zum Beispiel eine der von ihm präparierten Superstimmen mit verschiedenen Instrumenten wettstreiten und diese Instrumente täuschend ähnlich kopieren. Er gibt einem Quartett seiner Gesangsschüler einen Haydnschen Streichquartettsatz zum Singen, und er weicht, was naheliegt, vorübergehend in den kabarettistischen Grotesk-Gesang aus.

Wolfsohn und seine Freunde glauben allerdings, daß schon die Musik von morgen solche Superstimmen brauchen werde; die Entwicklung der Vokalmusik weise in diese Richtung. Vorstufen sehen sie in jenen modernen Kompositionen, die der Gesangsstimme "unmenschliche" Instrumentaleffekte in exponierter Lage abverlangen.

Zu den Verteidigern Wolfsohns gehört unter anderen Aldous Huxley, der am menschlichen Grenzverhalten allemal interessierte englische Schriftsteller und Philosoph; zu ihnen zählt auch der Mitherausgeber von Rowohlts Deutscher (Taschenbuch-)Enzyklopädie, Wolfgang von Einsiedel. Ein Wolfsohn gewidmetes Abendstudio -Programm im Hessischen Rundfunk beendete Einsiedel wie berauscht von den Möglichkeiten und Konsequenzen "einer Stimme, die Alfred Wolfsohn als 'Stimme der Zukunft'" bezeichnet. "Sie kündet nicht, wie die Stimme der Lieder und Arien früherer Zeit, von persönlichen Freuden und Kümmernissen, ist nicht länger von der Sehnsucht nach Dahingegangenem oder Erträumtem bewegt", erläuterte Einsiedel. "Sie scheint vielmehr gleichsam von außen, nicht von innen getrieben und gegen Anfechtungen und Erschütterungen gefeit, abgelöst von, einer Leiblichkeit und jenseits allen persönlichen) Daseins, wortlos und namenlos sich durch unermeßliche Räume zu schwingen - ein langgedehnter, in sich gebrochener, ein modulierter, nicht unartikulierter Laut, mit dem ein überhebliches und gleichzeitig hilflos gewordenes Geschöpf die gefährliche Sirenenstimme der Leere zu übertönen trachtet."

Konkretere Konsequenzen könnte Wolfsohns Experiment auf biologischem Gebiet haben. Eine Stimme, der die ganze Skala von der Koloratur- bis zur Baßlage, vom fraulich weichen bis zum männlich-metallischen Timbre erreichbar ist, gehört nicht mehr zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen.

"Wer freilich", sagt Wolfgang von Einsiedel, "bei der bloßen Vorstellung einer solchen Möglichkeit einen kalten Schauder verspürt, sollte sich immerhin daran erinnern, daß bei einer anderen Sprech- und Gesangstechnik als der unsern - etwa der östlicher Völker - der Geschlechtsgegensatz in der Stimmfärbung ohnehin sehr viel weniger ausgeprägt ist; und daß selbst im Europa der Barockzeit etwa 200 Jahre lang die geschlechtslose, die Knabenstimme als Ideal galt ..."

Einsiedel berichtet von einem erstaunlichen Faktum, das, wie er einschränkend voranschickt, "vorerst noch keine allgemeineren Rückschlüsse zuläßt". Bei einem jungen Wolfsohn-Schüler, der als Zwölfjähriger über neun Oktaven singen konnte, blieb der Stimmwechsel aus.

* Der sogenannte "Kammerton a" gehört zur "eingestrichenen" Oktave. Die darüber liegenden Oktaven erhalten entsprechend mehr Striche, darunter liegen die "kleine", die "große" und die "Kontra-Oktave".

Stimmwunder Sumac, Callas, Robin: Kein Unterschied ...

... zwischen Männer- und Frauenstimmen: Gesanglehrer Wolfsohn, Schülerin

 

DER SPIEGEL 1/1958

YMA SUMAC - Stimmenwunder
Hier kann gehört werden....
Yma-Sumac---Gopher-Mambo-Capitol-Records
MP3 Audio Datei 6.8 MB
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